Die Sonne unterstützt

Abwasserreinigung wird nachhaltiger

800 Quadratmeter PV-Fläche sorgt für Sonnenstrom - PV-Anlage deckt fast 25 Prozent des Strombedarfs in der Kläranlage Selb

In dem weitläufigen Areal der Zentralkläranlage in Selb werden die Abwässer der Stadt Selb, der umliegenden Ortsteile und der Stadt Schönwald geklärt. Eine fast unüberschaubare Anzahl von Pumpen, Turbinen, Rührwerken und Pressen sorgen dafür, dass Schmutzwasser gereinigt wird, um es dem natürlichen Wasserkreislauf wieder zuzuführen. Dass alles funktioniert aber nur mit dem Einsatz von elektrischer Energie. „Wir setzen schon seit Jahrzehnten auf energieeffiziente Betriebsabläufe und auf den Einsatz von energiesparenden Maschinen und Geräten. „Auch die Mitarbeitenden der Kläranlage arbeiten ständig an geänderten Verfahren und Arbeitsabläufen, um den Energiebedarf der Kläranlage soweit wie möglich zu minimieren. Doch irgendwann sind die Potentiale der Energieeinsparung ausgeschöpft“, so Klaus Burkhardt, Geschäftsführer der ESM und Werkleiter der Abwasserbetriebe Selb (AWS). Große Freiflächen auf dem Gelände der Kläranlage boten allerdings Platz für eine ökologische Eigenstromerzeugung mittels einer Freiflächen-PV-Anlage.

PV Anlage Klärwerk SelbPV Anlage Klärwerk Selb

Gemeinsam mit der ESM begannen bereits im Jahr 2022 die Planungen für den Bau der PV-Anlage. Stephan Rummel, Bereichsleiter und Fabio Müller, Abteilungsleiter Elektrische Anlagen bei der ESM, setzten das Projekt um. Rund 800 m² Modulfläche nehmen Sonnenlicht auf und verwandeln es in elektrische Energie. „Die PV-Anlage erzeugt rund 170 kW Peak-Leistung und produziert im Jahr rund 150.000 Kilowattstunden (kWh) Strom. Das entspricht dem Strombedarf von rund 45 Haushalten. Von den 150.000 kWh werden ca. 85 % (128.000 kWh) in der Kläranlage selbst verbraucht, was knapp einem Viertel des Strombedarfs der Kläranlage entspricht“, so Fabio Müller. Nur rund 22.000 kWh Strom, die durch die PV-Anlage produziert werden, fließen in das öffentliche Netz. Auch die CO2 –Entlastung durch die Eigenstromerzeugung kann sich sehen lassen. Fast 85 Tonnen des klimaschädlichen Treibhausgases können dadurch pro Jahr eingespart werden.

Bis die Anlage gebaut und in Betrieb gehen konnte, gab es jedoch auch einige Hindernisse zu überwinden und Auflagen zu erfüllen. Nach der Aufstellung eines Flächennutzungsplans und der Änderung des Bebauungsplans durch die Stadt Selb musste eine spezielle artschutzrechtliche Prüfung für die Fläche erstellt werden. Ein über 28 Seiten langer Umweltbericht listet die Anforderungen auf, die beachtet und umgesetzt werden müssen. Wie zum Beispiel Ersatzflächen für die heimische Tier- und Pflanzenwelt, die für die bebaute Fläche geschaffen werden mussten. Im Frühjahr 2024 erhielt die AWS die Baugenehmigung für das Projekt. Jedoch musste man bis Ende August mit dem Baubeginn warten, da die Anlage nur außerhalb der Vogelbrutzeit erstellt werden durfte. 

Weitere, noch nicht genutzte Flächen auf dem Werksgelände lassen Raum für eine Erweiterung der Stromproduktion, aber auch für zukünftige Speichertechnologien. Klaus Burkhardt sieht die Eigenstromversorgung der Kläranlage modellhaft für Industrie- und Gewerbebetriebe, die ebenso in eine ökologische PV-Stromerzeugung für den Eigenbedarf investieren wollen.